Bose SoundLink III im Test: Fortschritt oder Rücktritt?

Mit dem SoundLink III geht Bose bereits in die dritte Generations des großen Bluetooth-Lautsprechers, der mit dem SoundLink Mini mittlerweile auch einen kleinen Ableger erhalten hat. Im Vergleich zum Vorgänger wurde das Design komplett überarbeitet und die Akkulaufzeit soll nun statt 8 Stunden für ganze 14 Stunden Musikgenuss ausreichen. Angeblich wurde der Lautsprecher auch klanglich angepasst, doch genauere Informationen hierzu konnte ich bisher nicht finden. Umso gespannter war ich, den Speaker einmal persönlich Probe zu hören und mit der preislichen Konkurrenz wie etwa dem Beoplay A2, Sony X5 oder auch dem Denon Envaya, zu vergleichen. So habe ich mir die Box in einem der zahlreichen Online-Shops bestellt und an die Haustüre liefern lassen.

Ersteindruck

Das Design des SoundLink II hat Bose komplett überarbeitet. Bei der neuen Version gibt nun keinerlei Schnöseleien wie die ausklappbare Hülle mehr. Das Cover ist nun überflüssig, da der SoundLink III durch seine neue Bauform auch so stabil steht. Für manchen Geschmack könnte das neue Design etwas angestaubt wirken und an ein Kofferradio aus alten Zeiten erinnern, doch ich finde, dass das Äußere des SoundLink III irgendwie klassisch aber gleichzeitig auch modern aussieht.

Das Gehäuse selbst ist makellos verarbeitet und hinterlässt mit dem lackierten Metall, das oben und unten von grauem Kunststoff eingerahmt wird, einen absolut wertigen Eindruck. Das edle Design hat jedoch seinen Preis, und so ist der SoundLink III für den Außenbereich nur bedingt zu empfehlen. Schon beim SoundLink Mini hatte ich das Problem, dass das Aluminium leicht verkratzte und das Lautsprechergitter im Rucksack mit anderen Gegenständen auch mal eindellte. Da nützen die Schutzhüllen von Bose, die den Speaker zwar farblich aufpeppen, aber nicht wirklich schützen, recht wenig. Lieber wäre mir hier eine komplett geschlossene Hülle oder eine aus akustisch transparenten Materialien.

Schutzhülle SoundLink III

In der schön Verpackung sind neben dem Lautsprecher noch ein Netzstecker sowie ein kleines Handbuch enthalten. Eine Ladeschale wie beim kleinen SoundLink Mini ist leider nicht vorhanden, obwohl an der Unterseite bereits die zwei goldenen Kontakte angebracht sind. Hier will Bose wohl mit optionalem Zubehör Kasse machen.

Unterseite

Klangqualität

Am allermeisten war ich auf die Klangqualität gespannt. Waren mir die Bässe beim Vorgänger schon etwas zu dominant und die Höhenzeichung nicht fein genug, so hatte ich mir hier einige Verbesserungen erhofft. Die technischen Daten ließen nicht gerade auf große Veränderungen schließen – es sind immer noch vier Treiber und zwei Passivstrahler im Innern verbaut.

©Bose

Beim ersten Probehören erinnert der Klang dann doch sehr an seinen Vorgänger. Die Bässe sind immer noch voluminös und dominant, allerdings wirken sie ein klein wenig natürlicher und es scheint, als habe Bose die Bässe bei leisen Lautstärken etwas zurückgenommen. Ansonsten hat sich klanglich leider recht wenig geändert und ohne den direkten Vergleich würde man die Unterschiede wohl kaum erkennen. Generell frage ich mich, ob Bose hier wirklich eine neue Chassis verbaut hat oder die Änderungen einfach durch ein angepasstes DSP regelt.

Nun scheiden sich bei Bosegeräten bekanntlich die Geister. Die einen lieben den Klang, während andere damit gar nichts anfangen können. Ich persönlich halte recht wenig von überdominanten Bässen, die wenig natürlich wirken und teilweise die Mitten übertönen. Da habe ich lieber dezentere Bässe und klarere Höhen, wo Musik dann aber wie vom Künstler beabsichtigt klingt und bei ungeschickter Aufstellung, etwa direkt an der Wand oder in einer Fensternische, nicht zu dröhnen beginnt. Vor allem gibt es mittlerweile zahlreiche Bluetooth-Boxen, die deutlich ausgeglicheneren Klang bieten und nicht auf Teufel komm raus versuchen, den kräftigsten Bass zu produzieren. Etwa der Sony X5, der allerdings nicht besonders laut spielt oder auch der Beoplay, der extrem offen und räumlich klingt. Auch der kürzlich getestete TDK Trek Max machte eine gute Figur im Test.

Vergleich mit der Konkurrenz

Gut gefällt mir beim SoundLink III, dass er die Bässe bis ca. 45 Hz hinab spielt und damit noch einen Tick tiefer als der SoundLink Mini, bei dem die Bässe bereits ab 55Hz die Bässe verschwinden. Besonders Hip-Hop Fans, die auf tiefe, dicke Bässe nicht verzichten wollen, könnten hier auf ihre Kosten kommen.

Laut spielen kann der Bose SoundLink III ja, und das auch weitestgehend verzerrungsfrei und ohne merkliches Übersteuern der Bässe. Erreicht wird das, indem die Bässe ab ca. 70% der maximalen Lautstärke allmählich reduziert werden. Bei maximaler Lautstärke klingt der Speaker dann nicht angestrengt und die Musik verkommt auch nicht zum Mischmasch wie etwa bei der ähnlich teuren UE Megaboom.

Ein wenig schade finde ich, dass der SoundLink III wie schon seine Vorgänger sehr richtungsgebunden ist. Setzt man sich genau vor den Lautsprecher, klingt er am besten. Sobald man sich dann aber seitlich vom oder hinter den Lautsprecher bewegt, büßt man an Klangqualität ein und der Klang wird weniger klar. Zwar nicht so stark wie beim Vorgänger oder dem SoundLink Mini, bei dem bei seitlicher Hörposition die Bässe dominanter erscheinen, aber an den 360-Grad Klang, den viele große Bluetooth-Lautsprecher mittlerweile bieten, kommt der Speaker nicht heran.

Rückseite SoundLink III

Der Bose SoundLink III ist eine klare Verbesserung gegenüber dem Vorgänger und klingt durchaus erwachsen und druckvoll. Wirklich audiophilen Klang bietet er allerdings nicht, dazu sind die Bässe einfach zu dominant, die Höhen nicht klar genug und die Mitten zu wenig ausgeprägt. Wer allerdings auf Bose-Klang abfährt und wen das gelegentliche Dröhnen der Bässe nicht stört, der könnte mit dem SoundLink III glücklich werden. Ich persönlich greife lieber zur Konkurrenz, die teilweise für günstigere Preise natürlicheren Sound bietet.

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Bedienung

Bei der Bedienung hat Bose alles wie gehabt gelassen und konzentriert sich wie beim SoundLink Mini auf das Wesentliche. Es hätten sicherlich noch eine Menge weiterer Tasten Platz gehabt, etwa „vor/zurück“ oder „play/pause“, doch Bose verfolgt hier wie gewohnt einen minimalistischen Ansatz. Mir persönlich gefällt dieser Ansatz, denn wenn ich zum nächsten Titel springen oder die Musik pausieren möchte, dann greife ich einfach zum Smartphone. Schließlich habe ich einen Bluetooth-fähigen Lautsprecher, um aus der Ferne die Musik steuern zu können. Gut gefällt mir, dass die Bedienelemente mit einer Art Gummischicht überzogen sind, so kann ich den Lautsprecher auch mal mit nassen Händen anfassen ohne gleich Angst haben zu müssen, dass Wasser an die Elektronik im Innern gelangt.

Bedienoberfläche

Etwas schade finde ich, dass Bose auch in der dritten Version immer noch keine neuen Technologien einsetzt. So findet man weder eine Freisprechfunktion, NFC, eine USB-Buchse für das Laden externer Geräte, oder aptX-Unterstützung. Besonders ärgerlich ist die separat eingestellte Lautstärke. Das haben andere Hersteller bereits deutlich besser im Griff, teilweise zu einem deutlich günstigeren Preis. Warum sich Bose hier so konservativ zeigt, kann ich ehrlich gesagt nicht ganz verstehen.

An der Rückseite des Soundlink III befindet sich eine Ladebuchse, ein AUX-Eingang sowie ein Micro-USB-Eingang für eventuelle zukünftige Updates. An der Unterseite sind wie schon erwähnt die Kontakte für eine Ladestation erhalten, die allerdings nicht im Lieferumfang enthalten ist und nur als teures Zubehör zusätzlich erworben werden kann.

Anschlüsse SoundLink III

Ich finde es immer löblich, wenn Hersteller nicht auf nervige Sprachansagen oder flackernde Lichter (man denke an Logitech oder Jawbone Produkte) setzen, sondern dem Nutzer mit angenehmen Piepstönen und dezenten Leuchten den Weg weisen. Das hat Bose beim SoundLink III vorbildlich gelöst. An der Vorderseite sind vier kleine LEDs angebracht, die angenehm im Hintergrund glimmen und Infos zum Akkustand, der Bluetooth-Verbindung oder dem Betriebsstatus anzeigen.

Auch bei den Tönen gibt es nichts zu meckern, so ist bei erfolgreich hergestellter Bluetooth-Verbindung ein leiser Piepston zu hören. So wünsche ich mir das.

Pairing

Beim Pairing zeigt sich Bose wieder etwas konservativ. Das standardmäßige Verbinden von Smartphone und Lautsprecher sowie das zukünftige automatische Koppeln gelang im Test zwar vorbildlich, doch neue Technologien wie Stereo- oder Multipairing kommen nicht zum Einsatz. Wenn ich also zwischen iPhone und Macbook hin- und herschalten möchte, ohne jedes Mal die Verbindung umständlich kappen und wieder herstellen zu müssen, dann ist das mit dem SoundLink III nicht möglich. Auch die Möglichkeit, mehrere SoundLink III Lautsprecher zu einer Art Stereo zusammen zu schließen, wird nicht unterstützt. Schade! Vielleicht kommt das ja dann in der vierten Version.

Pairing

Reichweite/Akku

Die Reichweite des SoundLink III kann sich sehen lassen. Unter freiem Himmel reichte die Verbindung mehr als 35 Meter, das sollte für die meisten Einsatzzwecke reichen. Selbst durch eine Steinwand hindurch blieb die Verbindung stabil. Störgeräusche durch naheliegende Mobiltelefone konnte ich nicht wahrnehmen.

Spielte der Vorgänger gerade mal 8 Stunden lang Musik ab, so soll der SoundLink III laut Hersteller ganze 14 Stunden für Musikgenuss sorgen. Im Test kam ich auf einen Wert von 11 Stunden bei ca. 1/3 der maximalen Lautstärke. Das ist ein durchaus guter Wert und stellt eine deutlich Verbesserung gegenüber dem Vorgänger dar. An die Akkulaufzeit des Fugoo Sport oder des Beoplay A2 kommt er allerdings nicht heran. Bei voller Lautstärke hielt der Akku ganze 7 Stunden, das ist auch noch ordentlich und sollte für die abendliche Beschallung kleinerer Veranstaltungen im und ums Haus locker ausreichen. Auf voller Lautstärke wird man den Lautsprecher meiner Erfahrung nach aber eh nur selten stehen haben.

Fazit

Der Bose SoundLink III gerhört zweifellos zu den derzeit besten Bluetooth Lautsprechern am Markt und ist definitiv eine Verbesserung gegenüber dem Vorgänger. Allerdings hatte ich mir vom neuen Modell etwas mehr erhofft. Keine Frage, das neue Design ist schick und die längere Akkulaufzeit praktisch, doch die klanglichen Qualitäten ähneln dem Vorgänger wirklich sehr. Die Bässe wurden zwar ein wenig zurückgenommen und die Lautstärke angehoben, aber das war’s auch schon. Ich hätte mir gewünscht, dass Bose die Bässe noch mehr zurückschraubt, die Mitten mehr ausprägt und die Höhen feiner zeichnet. Doch die klangliche Abstimmung mit den dominanten Bässe ist ja bekanntlich das Markenzeichen von Bose, und daran wird sich so schnell wohl auch nichts ändern.

Der klangliche Unterschied zum SoundLink Mini ist erst ab einer gewissen Lautstärke hörbar und letztendlich muss jeder selbst entscheiden, ob das Extra an Lautstärke und Akkulaufzeit das zusätzliche Gewicht und den Aufpreis rechtfertigen. Gewünscht hätte ich mir, dass in der dritten Generation des SoundLink Lautsprechers mehr technische Extras mit an Bord sind, etwa aptX, NFC oder Multipairing. Auch eine USB-Buchse für das Laden externer Geräte wäre nicht verkehrt gewesen. Das haben mittlerweile bereits deutlich günstigere Lautsprecher im Repertoire.

Insgesamt macht der SoundLink III vieles richtig und für Bose-Fans ist es der derzeit beste Bluetooth-Lautsprecher am Markt, wenn man Wert auf lange Akkulaufzeiten und hohe Lautstärken legt. Allen anderen würde ich den Beoplay A2, den Denon Envaya sowie den TDK Trek Max empfehlen.

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There are 7 comments

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  1. Oliver

    Hallo,
    Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, aber Sie schrieben folgendes:”…dass das Aluminium leicht verkratzte und das Lautsprechergitter im Rucksack mit anderen Gegenständen auch mal eindellte. Da nützen die Schutzhüllen von Bose, die den Speaker zwar farblich aufpeppen, aber nicht wirklich schützen, recht wenig…..”. Wenn ich sowas lese frage ich mich immer wie Menschen wie sie mit Ihren Sachen umgehen.
    Im Grunde müssten sie analog auch folgendes schreiben:
    Trotz stabilem, und schönem Gehäuse (= Chassis, das) hätte sich das Huhn doch etwas besseres einfallen lassen können. Im Rucksack sind mir die Eier dann doch leider kaputt gegangen. Da hilft auch die reichlich hässliche Verpackung der Händler nichts.
    Ich weiß nicht in wie weit sie sich mit Materialien auskennen, doch Metalle verkratzen nun mal sehr leicht, egal welcher Art. Und wenn man die eben einfach so in seinen Rucksack “wirft” und dann am besten mal noch schnelle ein kleinen Lauf zum Bus hinlegt und allerhand Sachen wie Stifte, Schlüssel, Dosen etc. darin dann aneinadner reiben, nun dann verkratzt eben auch etwas.
    Das Problem liegt also nicht im Material, sondern beim Nutzer!
    Ich besitze den Soundlink mini II nun schob seit er käuflich erworben werden konnte und der hat schon so einige Reisen hinter sich und ja, er hat Kratzer, wenn ich die Lupe auspacke und suche. Aber keine Dellen im Gitter und das, man stelle es sicheinmal vor, ohne da sich beisher eine Schzutaschen oder Cover im Einsatz hatte.

    • Manuel

      Oliver, du meinst also man sollte in einem Test nicht schreiben wenn materialien leicht verkratzen sondern davon ausgehen dass die User automatisch mit Metallen besser umgehen? Finde ich irgendwie albern.

  2. Gast

    Danke für diesen sehr anschaulichen Text. Besonders die Tatsache, dass dieses Modell im Vergleich zu anderen leicht verkratzt, finde ich sehr gut heraus gestellt. Danke, und weiter so!

    • Philipp

      Hallo,
      leider ist Bose dafür bekannt, dass es solche spezifischen Daten nicht heraus gibt. Um die RMS Leistung zu erfahren, müsste ich selbst im komplexen Verfahren die entsprechenden Messungen durchführen und wie Du dir vorstellen kannst, habe ich dafür leider nicht die Zeit. Das ist auch der Hauptgrund, warum du nur sehr schwer überhaupt entsprechende Informationen über die Bose-Lautsprecher finden wirst.

  3. Martina

    Also für diesen Preis schmeiße ich diesen Saundlink III nicht so einfach in einen Rucksack. Dafür kann man sich den Bose Color kaufen. Saundlink IIi bekommt seinen Platz in der Küche und da bleibt er auch .


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