Bang & Olufsen Beoplay P6 im ausführlichen Praxistest

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Vor längerer Zeit habe ich den Bang&Olufsen Beoplay A2 getestet. Der Klang konnte durchaus begeistern: Die Bässe waren nicht unnatürlich aufgebläht um den fehlenden Tiefgang vorzugaukeln, sondern ausgewogen und präzise. Besonders im Hochtonbereich konnte der Speaker überzeugen;

bei Jazz- und Popmusik klangen Klavier- und Gitarrentöne erstaunlich räumlich und klar.

Doch der Lautsprecher hatte seine Tücken: Bei moderner Musik wie House, Hip-Hop oder Elektronik waren im Tieftonbereich Störgeräusche zu hören. Bereits ab halber Lautstärke konnten die „pumpenden“ Bässe so manchen Musiktitel vermiesen. Genres mit viel elektronischen Drums waren besonders stark betroffen.

Mit dem Beoplay P6 bringt Bang&Olufsen nun einen „Quasi Nachfolger“ zum populären Beoplay A2 auf den Markt. Dabei soll der Lautsprecher mit einem pergestrahlten Aluminium-Design, raumfüllenden 360-Grad-Sound und einer Akkulaufzeit von rund 16 Stunden punkten. Das wollte ich mir einmal genauer ansehen, so habe ich mir den Lautsprecher an die Haustür liefern lassen.

Ersteindruck/Design

Wie vom dänischen Hersteller Bang&Olufsen gewohnt, mutet auch der Beoplay P6 mit einem minimalistischen, edlen Design an. Das Gehäuse aus pergestrahltem Aluminium wirkt wie aus einem Guss und macht neben Geräten von Apple ein gute Figur. Die zweilagige Trageschlaufe aus alterndem Echtleder rundet das stylische Gesamtbild ab.

Damit fügt sich der von der Designerin Cecilie Manz entworfene Lautsprecher hervorragend in die heimische Wohnlandschaft ein. Für den hartgesottenen Outdoor-Einsatz auf dem regnerischen Festival oder am See ist der Speaker allerdings nicht gemacht. Zu anfällig ist das edle Aluminium-Gehäuse. Im Test war bereits nach einem kleinen Sturz aus Kniehöhe eine Delle im Metallgitter zu sehen. Modelle mit Stoffüberzug wie z.B. der JBL Charge 4 oder Denon Envaya DSB-250 sind hier deutlich robuster.

Immerhin: Der Däne stattet den Lautsprecher mit Schutzklasse IPX6 aus. Starkes Strahlwasser kann dem Lautsprecher demnach nichts anhaben; unter’s Wasser tauchen sollte man den Lautsprecher aber nicht — das würde zu Schäden an der inneren Elektronik führen. Im Test spielte der Beoplay P6 auch nach einer halben Minute unter der Dusche noch weiter.

Mit schmalen Maßen von gerade einmal 17 x 13 x 6,8 cm lässt sich der Beoplay P6 problemlos in der Sport- oder Reisetasche verstauen. Dank des leichten Gewichts von nur 1 Kilogramm hinterlässt der Lautsprecher einen wertigen Eindruck in der Hand, sorgt aber immer noch für die nötige Portabilität.

Der gummierte Standfuß des P6 ist ein wenig schmal geraten. Im Test kippte der Speaker auf unregelmäßigen Untergründen wie Bett, Sofa oder Stühlen leicht zur Seite. Hier muss der Nutzer letzlich selbst entscheiden, auf welchen Oberflächen der Lautsprecher primär zum Einsatz kommt.

Im schicken Karton befinden sich neben dem Lautsprecher ein Bedienungsheftchen, ein USB-Ca Kabel sowie ein Garantieschein. Einen Netzstecker für das Aufladen an der Steckdose sucht man vergeblich. Schade, dass Bang&Olfusen hier an der falschen Stelle spart — besonders beim stolzen Preis von rund 270 Euro.

Erhältlich ist der P6 in den beiden Farbvarianten natur und schwarz.

Klangqualität

Am meisten gespannt war ich auf die Klangqualität. Für den gefragten Preis von rund 300 Euro musste der Klang des Lautsperchers schon etwas hergeben.

Nach mehreren Stunden Probehören komme ich zu folgendem Urteil: Der Beoplay P6 klingt nicht schlecht. Aber Musik ertönt nicht getreu der Originalaufnahme, dafür werden die Bässe und Höhen zu verstärkt wiedergegeben. Besonders bei nspruchsvoller Jazz- und Funkmusik werden die Schwächen klar: Die Bässe sind unpräzise und das Schlagzeug verschmilzt komplett mit den tiefen Tönen — kein Vergleich zur Wiedergabe anderer Geräte wie z.B. dem Marshall Stockwell 2 oder dem Vifa Helsinki.

Am meisten stört aber, dass der Beoplay P6 von den gleichen Problemen geplagt wird wie sein Quasi-Vorgänger Beoplay A2: Bei den Bässen diverser Genres ist eine Art „Pumpen“ zu hören, das Musik ungenießbar werden lässt. Bereits ab halber Lautstärke treten die Störgeräusche auf. Dabei bringt besonders schnelle, tiefe Elektromusik den Speaker an seine Grenzen. Das darf bei einem Lautsprecher dieser Preisklasse nicht vorkommen.

Beim alten Beoplay A2 hatte der Hersteller mit einem Update das Problem gelöst; hier ist ebenso auf ein Update von B&O zu hoffen. Schade, dass der dänische Hersteller diese Kinderkrankheiten mittlerweile nicht aus dem Weg geräumt hat. 

Positiv ist, dass ein gewisser Rundum-Klang vorhanden ist. An der Vorder- und Rückseite ist jeweils ein 1,5 Zoll Fullrange-Treiber und ein 4 Zoll Tieftöner verbaut, sowie ein 4 Zoll Subwoofer für das Bassfundament. Damit wird der Klang in beide Richtungen abgestrahlt. Waschechter Rundum-Klang wie z.B beim Bose SoundLink Revolve ist das allerdings nicht. Bei seitlicher Hörposition wird Musik etwas dumpfer gefärbt.

Über die zugehörige B&O Beoplay-App kann der Klang individuell dem eigenen Geschmack angepasst werden. Hier besteht die Möglichkeit über das Verschieben eines kleinen Kreises den Klang wärmer/ basslastiger oder auch heller mit weniger Bass und dafür angehobenen Höhen zu verändern. Im Test ließ sich der Klang damit ein wenig natürlicher darstellen, aber wirklich grundlegend verändern, wie etwa beim Anker SoundCore Motion+, lässt sich der Klang damit nicht.

Laut spielen kann der Beoplay P6 ja. Doch bei höheren Lautstärken werden die Bässe zunehmend unpräziser und unkontrollierter. Bei maximaler Lautstärke macht das Musikhören dann nicht mehr wirklich Spaß.

Insgesamt bietet der Beoplay P6 einen ordentlichen Klang. Für den hohen Preis von rund 270 Euro sollt der Speaker allerdings deutlich mehr bieten. Andere günstigere Modelle wie der Marshall Stockwell 2 oder der Anker SoundCore Motion+ klingen hier deutlich erwachsener und natürlicher und haben hier die Nase vorn. Auch wenn eine gewisse Räumlichkeit gegeben ist, so richtig überzeugen kann der Speaker nicht, vor allem in Anbetracht der vorhandenen Störgeräusche.

Pairing

Das anfängliche Verbinden geht ohne Patzer vonstatten: Lautsprecher einschalten, „Beoplay P6“ im Bluetooth-Menü am Smartphone auswählen – und voilà. Schon steht die Verbindung. Mit einem kurzen Piepston wird das erfolgreiche Koppeln bestätigt. Die Signaltöne sind hierbei schön dezent gestaltet.

Zukünftig verbindet sich der Lautsprecher dann automatisch mit dem zuletzt verwendeten Zuspieler – vorausgesetzt, der Bluetooth-Modus ist am jeweiligen Gerät bereits aktiviert. Das ist praktisch und spart Zeit. Schön wäre noch gewesen, wenn sich der Speaker beim erneuten Einschalten mit den letzten zwei oder gar drei Geräten automatisch verbindet.

Beim Multi-Pairing kann Bang&Olufsen ebenfalls punkten. Möchte man beispielsweise zwischen der Musikwiedergabe vom Smartphone auf’s Tablet wechseln, so reicht das Pausieren der Musik. Schon kann der andere Zuspieler die Wiedergabe fortsetzen. Vorausgesetzt man hat beide Geräte vorher mit dem Lautsprecher verbunden. Zu nervigem Ruckeln oder Unterbrechungen der Musik kam es im Test nicht. Laut Hersteller können so bis zu 2 Quellgeräte gleichzeitig mit dem Lautsprecher verbunden werden.

Praktisch: Dank der Stereo-Pairing Funktion lassen sich zwei P6 Lautsprecher zu einer Stereo-Einheit zusammen schließen. Der eine Lautsprecher übernimmt den linken Kanal, während der zweite den rechten Kanal übernimmt. Dazu ist die „Bang&Olufsen“ App nötig; man wählt in den App Einstellungen „Verbindung zweier Lautsprecher zur Stereowidergabe“ und schon sollte echter Stereo-Hörgenuss vorhanden sein. Im Test hat die Funktion hervorragend funktioniert — nach einigen Minuten Setup hatte ich den P6 und den A1 verbunden. Und das Resultat war durchaus ordentlich.

Bedienung

Der Beoplay P6 kommt mit nur fünf Bedientasten aus: Mit der Plus- und Minustaste reguliert man die Lautstärke. Mit der Bluetooth-Taste geht der Lautsprecher in den drahtlosen Verbindungsmodus und die blaue LED-Leuchte an der Oberseite beginnt zu glühen. Hält man die „Einschalt-Taste“ für zwei Sekunden gedrückt, lässt sich der Speaker zum Leben erwecken.Eine Besonderheit stellt die mittlere Taste, die sogenannte „OneTouch Taste“, dar. Diese kann mithilfe der kostenlos verfügbaren „Bang&Olufsen App“ konfiguriert werden. Mit der Einstellung „Fernbedieung“ kann z.B. die Musikwiedergabe gesteuert werden: Mit kurzem, einmaligem Drücken lassen sich Musiktitel pausieren bzw. fortsetzen. Das zweimalige Drücken ermöglicht den Sprung zum nächsten Track; bei dreimaligen Drücken gelangt man zum vorherigen Song.

Mit der Einstellung „Sprache“ kann über das lange Gedrückthalten der OneTouch Taste auf Sprachassistenten wie Siri oder Google Assistant zugegriffen werden. Ebenso ist das Programmieren der Taste mit einer „Klang-Stimmung“ möglich. Und noch mehr: Dank des integrierten Mikrofons kann der Beoplay P6 auch als Freisprecheinrichtung genutzt werden. Mit simplem Drücken der OneTouch Taste werden Anrufe angenommen. Im Test  war die Sprachwiedergabe dabei kristallklar und verzerrungsfrei.

Schön ist, dass Bang&Olufsen die Signaltöne unauffällig und leise gestaltet. Nach erfolgreich hergestellter Bluetooth-Verbindung erklingt ein zweistufiger Akkordton, der ein wenig an ein Glockenspiel erinnert. Beim Hersteller der Bluetooth-Verbindung ertönt ein kurzer Piepston. Kein Vergleich zu den nervigen Trommelgeräuschen einer UE Boom 3. Sprachansagen oder eine quasselnde Stimme wie bei den Revolve Modellen von Bose kommen nicht zum Einsatz.

Die Akkuanzeige ist ein wenig spartanisch gestaltet: Anstatt mehrerer LED-Leuchten entscheidet sich der dänische Hersteller für ein einziges Lichtchen am unteren Gehäuserand. Geht dem Akku die Puste aus, beginnt diese rot zu blinken. Bei vollem Akkustand blinkt diese grün.

Am unteren Gehäuserand befindet sich lediglich eine Micro-USB Buchse, über die sich der Lautsprecher aufladen lässt. Einen AUX-Eingang zum Verbinden per Klinkenkabel oder auch eine „Powerbank-Funktion“ integriert der Hersteller nicht.

Akkulaufzeit/Reichweite

Laut Bang & Olufsen bietet der Beoplay P6 bis zu 16 Stunden aktives Hören bei moderater Lautstärke. Im Test erreichte ich bei mittlerer Lautstärke eine Akkulaufzeit von gerade einmal 9:30 Stunden. Das liegt deutlich unter der vom Hersteller gemachten Angabe. Bereits beim alten Beoplay A2 konnte ich deutliche Abweichungen bei der Akkulaufzeit feststellen — schade. Bei maximaler Lautstärke ging dem 2600mAh Akku dann schon nach 2:40 Minuten die Puste aus. Das ist leider kein besonders guter Wert. Das passende Netzteil vorausgesetzt dauert der Ladevorgang des Akkus rund drei Stunden.

Bei der Bluetooth-Reichweite geht Bang&Olufsen keine Kompromisse ein. Das integrierte 4.2 Bluetooth-Modul ermöglicht die stabile Musikwiedergabe selbst durch eine 15cm-dicke Steinwand hindurch. Der kompakte Speaker spielte völlig unbeirrt weiter, als ich mich von Zimmer zu Zimmer bewegte. Erst bei der zweiten Steinwand fing die Musik zu stottern an. Auf freier Strecke im Außenbereich blieb die Verbindung bis zu einer Entfernung von ca. 25 Metern bestehen.