Denon Envaya: Großer Klang zum kleinen Preis?

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Immer mehr Audio-Hersteller bringen große Bluetooth-Boxen auf den Markt. Gedacht sind diese primär für den stationären Einsatz zuhause oder das Beschallen von kleineren Events im und ums Haus. Gelegentlich finden die größeren Boxen auch bei Geschäftspräsentationen Verwendung. Einige davon konnte ich in den vergangenen Monaten bereits austesten – darunter etwa die Big Jambox von Jawbone, der Bose SoundLink III oder die Jabra Solemate Max. Auch Beats hat mit der Pill XL vor einiger Zeit einen größeren Lautsprecher auf den Markt gebracht. Preislich liegen die Speaker meist über 200 Euro – doch anders der Denon Envaya. Dieser dringt mit knapp 150 Euro in das Preissegment der mittelgroßen Lautsprecher vor, so steht er in direkter Konkurrenz zum kleinen SoundLink Mini oder dem JBL Charge 2. Ich war also gespannt herauszufinden, ob der erschwingliche Bluetooth-Lautsprecher wirklich voluminösen Sound zaubern kann.

Ersteindruck

Das Design des Denon Envaya ist ansprechend und laut Hersteller „italienisch“ angehaucht. Mir persönlich gefällt die Metall-Gummi-Optik des SoundLink III noch einen Tick besser, aber das ist bekanntlich Geschmacksache. Mit einem Gewicht von rund 1,3 Kg wiegt er so viel wie die vergleichbare Konkurrenz. Die klappbare Rückwand sitzt nicht ganz fest, dafür sind alle Ränder und Bedienelmente sauber verarbeitet.

Die gummierte Rückseite gibt dem Lautsprecher eine angenehme Griffigkeit, zieht allerdings auch Staub und Schmutz an. Die verwendeten Materialien könnten ein wenig robuster sein, so ist nach einigen Wochen Einsatz bereits ein Stück Plastik nahe der Anschlüsse abgesplittert. Für den hartgesottenen Außeneinsatz ist der Lautsprecher eher nicht geeignet.

Gut gefällt mir die aufklappbare Rückwand, die für stabilen Stand sorgen soll. Eigentlich bin ich kein Fan von solchen Klapp-Lösungen. Zum einen erschwert das die Handhabung wenn ich immer erst den Klappfuß ausfahren muss; eine Big Jambox kann ich dagegen einfach auf den Tisch klatschen. Auf der anderen Seite hat der Envaya so eine breitere Basis und steht stabiler als so manch anderer Lautsprecher.

Ein nettes Gimmick sind die austauschbaren Lautsprecherabdeckungen. Steht man auf Blau, kann man die ab Werk eingesetzte rosane Bespannung herausnehmen und in einigen Sekunden mit der Blauen ersetzen.

Klangqualität

Nun zum wohl wichtigsten Punkt, dem Klang. Aufgrund des niedrigen Preises war ich sehr gespannt, ob auch die klanglichen Eigenschaften überzeugen könnten. Und in der Tat klingt der Denon Envaya überraschend erwachsen. Der Klang ertönt sehr ausgewogen, voluminös und bassreich. Die Bässe sind kräftig, dynamisch und nehmen nicht die Überhand wie etwa bei Bose. Auch die Klangabstimmung bei unterschiedlichen Lautstärken ist sehr gelungen: Im Gegensatz zu vielen Lautsprechern, die bei leisen Lautstärken nur noch vor sich hin säuseln, ist beim Envaya im unteren Tonbereich noch ein  angenehm kräftiges Bassfundament vorhanden. Insgesamt reichen sie bis 60 Hz herunter. Ab ca. 75% der Lautstärke beginnen die tiefen Töne bei bassreichen Liedern etwas zu dröhnen und verzerren leicht. Die Bässe des kleinen Envaya Mini können bei dieser Lautstärke nicht mithalten, was bei der Gehäusegröße auch zu erwarten war.

Beim ersten Hören zeigten sich dann die Qualitäten des Speakers. Der Klang ertönt sehr ausgewogen, klar und bassreich. Die Bässe sind kräftig, dynamisch und nehmen nicht die Überhand. Auch die Klangabstimmung bei unterschiedlichen Lautstärken ist sehr gelungen: Im Gegensatz zu vielen Lautsprechern, die bei leisen Lautstärken nur noch vor sich hin säuseln, ist beim Envaya im unteren Tonbereich noch ein  angenehm kräftiges Bassfundament vorhanden. Insgesamt reichen sie bis 60 Hz herunter. Leider beginnen die tiefen Töne ab ca. 75% der Lautstärke bei bassreichen Deep-House Tracks zu dröhnen und verzerren leicht. Die Bässe des Envaya Mini können hier bei Weitem nicht mithalten, was bei der Gehäusegröße auch zu erwarten war. Die Bässe des SoundLink Mini und SoundLink III sind hier noch einen Tick kräftiger, für manchen Geschmack schon zu dominant. Die Solemate Max hingegen kommt bass-technisch einfach nicht hinterher.

Die Höhen und Mitten sind ordentlich, könnten aber noch einen Tick klarer sein. Bei Jazz- und Instrumentalmusik klingen andere Lautsprecher wie der ähnlich große Beoplay A2 oder JBL Charge 2 noch etwas klarer und offener. Im direkten Vergleich könnte man dem Denon Envaya hier eine leicht dumpfe Note anhaften, aber für die Preisklasse ist das finde ich noch völlig akzeptabel.

Die Maximallautstärke sollte ausreichen, um kleinere Parties zu beschallen. Sie ist etwa 1/4 lauter wie die des SoundLink Mini und nur minimal lauter wie beim SoundLink III. Etwas schade ist, dass durch die geschlossene Hinterwand kein Klang dringt, somit ist kein Rundum-Klang wie etwa beim Beoplay A2 oder der UE Megaboom vorhanden. Dafür erhält man einen kleinen Stereo-Effekt durch die recht weit auseinander liegenden Chassis.

Bedienoberfläche

Wie die meisten Bluetooth Lautsprecher in dieser Größenordnung bietet auch der Denon Envaya eine Reihe von Funktionen und Bedienelementen. So sind neben den standardmäßigen Tasten „leiser“, „lauter“, „einschalten“ und „Pairing“ noch eine Taste für das Verbinden mit einem Aux-Kabel (Aux) sowie eine „Stumm-Funktion“ verfügbar. Alle Bedienelemente sind an der Oberseite angebracht und damit sehr leicht zu erreichen.

Schön wäre noch die eine Freisprechfunktion sowie die Steuerung von Musikfunktionen am Lautsprecher selbst gewesen. So kann man Musiktitel nicht pausieren, noch kann man zum nächsten bzw. vorherigen Song springen. Auch schade ist, dass die Lautstärke am Lautsprecher nicht mit der des Zuspielgeräts synchronisiert wird, so kann es sein, dass man an Lautsprecher und Smartphone zwei unterschiedliche Lautstärkepegel eingestellt hat. Erfreulich ist hingegen die Aufladefunktion. Genau wie beim JBL Charge kann man über den seitlichen USB-Anschluss ein Smartphone oder sonstiges mobiles Endgerät aufladen. Wie oft das Feature im realen Leben dann tatsächlich zum Einsatz kommen wird, muss jeder selbst beurteilen.

Positiv ist, dass die Leuchten und Signaltöne schön dezent gehalten sind, ohne sich unnötig in den Vordergrund zu drängen oder störend aufzufallen.

Pairing

Auch in Sachen Pairing macht der Denon Envaya eine gute Form. Die schicke Box ließ sich in Sekundenschnelle mit einem iPhone verbinden. Beim folgenden Pairen verband sich die Box dann automatisch mit zuletzt gekoppelten Smartphone.

Getestet habe ich außerdem die Mehrfach-Kopplung. So habe ich mein iPhone und Macbook gleichzeitig mit der Bluetooth-Box verbunden. Das hat wunderbar geklappt: sobald ich die Musik auf dem Smartphone pausiert habe, wurde der Ton vom Laptop abgespielt. Insgesamt ist eine Verbindung mit bis zu 3 Geräten möglich.

Ein weiterer Pluspunkt ist die NFC-Funktion. So lässt sich ein Zuspieler ohne das Herstellen einer Bluetooth-Verbindung mit dem Lautsprecher verbinden. Dafür muss das entsprechende Endgerät an das schwarz markierte “N” an der Oberseite gehalten werden – innerhalb weniger Sekunden steht dann die Verbindung. Stereo-Pairing zum Verbinden zweier Envayas zu einer Art Stereo-System wäre noch schön gewesen.

Reichweite/Akku

Ähnlich wie beim kleinen Envaya Mini ist die Bluetooth-Reichweite exzellent. Beim ersten Testlauf habe ich mich ans andere Ende des Hauses bewegt. Hier gab es keinerlei Störungen. Lag eine dicke Steinwand dazwischen, so waren mehrere kleine Aussetzer zu hören. Auf gerader Fläche lag die Reichweite bei mehreren Dutzend Metern –das sollte für so ziemlich jeden Einsatzzweck ausreichen. Auch gut gefällt mir, dass Denon die aptX Technik anwendet. So wird die Streaming-Qualität verbessert und es gibt weniger Verzögerungen zwischen Ton und Bild. Wer vor hat, die Box für’s Filme schauen oder Gamen zu verwenden, für den könnte das ein Kaufargument sein.

Die Akkulaufzeit gibt der Hersteller mit 10 Stunden an. Das finde ich ein wenig großzügig formuliert. Bei leiser Lautstärke (ca. 1/3 der Gesamtlautstärke) hielt der Akku für rund 9 Stunden. Bei maximaler Lautstärke begann das LED-Lämpchen bereits ab ca. 2 1/2 Stunden zu blinken. Das kann der SoundLink III besser. Praktisch: Zum Aufladen ist dem Denon Envaya ein zusätzlicher Netzstecker beigelegt.

Fazit

Der Denon Envaya gehört zweifellos zu den besten Bluetooth-Lautsprechern in seiner Größenklasse. Dafür verantwortlich ist der voluminöse, erwachsene Klang in Kombination mit einer intuitiven Bedienoberfläche und soliden Akkulaufzeit. Für den erschwinglichen Preis sind erstaunlich viele Features mit an Bord, etwa eine USB-Ladefunktion, aptX-Technologie und Multipairing. Schön wäre noch eine Freisprechfunktion, die Titelsteuerung am Lautsprecher sowie eine einheitliche Masterlautstärke gewesen.

Die Maximallautstärke ist ordentlich und sollte für die allermeisten Anlässe ausreichen. Allerdings können bei hohen Lautstärken leichte Verzerrungen im Bassbereich auftreten. Auch könnten die Höhen noch einen Tick klarer und der Klang weniger richtungsabhängig sein. Doch für einen Lautsprecher in dieser Preisklasse sind diese Abstriche hinzunehmen.

Insgesamt bietet der Denon Envaya ein gelungenes Gesamtpaket und ist besonders für den Einsatz im und um’s Haus zu empfehlen. Egal ob bei der Gartenfeier mit Freunden, dem gemütlichen Grillen auf der Terrasse oder einfach nur im heimischen Wohnzimmer – der Denon Envaya sorgt mit der nötigen musikalischen Untermalung für jede Menge Spaß.

Wer auf maximale Portabilität Wert legt, der sollte sich den kleinen Bruder, den Denon Envaya Mini genauer ansehen. Er führt mit seinem natürlichen, druckvollen Klang sowie dem üppigen Funktionsumfang die Spitze der portablen Bluetooth-Lautsprecher an.

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4.2 von 5 Sternen(143 Rezensionen)

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There are 5 comments

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  1. W

    Philipp,

    ich lese mit Begeisterung deine Reviews im Sinne einer aktuellen Kaufberatung und hatte mich langsam auf die Denon Envya eingeschossen. Im Shop bestärkte man meine Wahl, meinte aber auch, dass demnächst eine Canton Musicbox XS einlangen werden, die noch besser sei.

    Hast du die schon mal gehört?

    lg
    Werner

  2. oluv

    vergiss den canton, ist ein etwas anders getunter Bose Soundlink Mini, verzerrt aber im Bassbereich extrem hässlich und das schon bei halber Lautstärke:

    Keine Chance gegen den Denon, obwohl der schon etwas Boost in den Höhen verträgt, ich würde so ab 10kHz stark anheben, dann klingt der spitze!

  3. Ole

    Hi Oluv,

    vielen Dank für deine informativen Tests!
    DIe beiden Geräte Denon Envaya und TDK A34 bekommen von dir ähnliche Bewertungen und Kommentare zum Klang. Welches Gerät empfiehlst du zum universellen Musikhören verschiedenster Stilrichtungen (Klassik, Rock, Pop)?
    Besten Gruß aus Berlin


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