Mini Jambox im Test: Satter Sound in der Hosentasche?

Im Jahr 2010 stellte Jawbone die erste Jambox vor. Damit gehörte das Produkt zu den ersten Bluetooth-fähigen Lautsprechern und sorgte mit seinem stylischen Design sowie den netten Sprachansagen für Aufsehen. Aufgrund der mangelnden Konkurrenz gingen die Boxen trotz überhöhter Preise wie warme Semmel über die virutelle Ladentheke. Zu Recht: Eine ordentliche Klangqualität war für einen Lautsprecher mit solch kleinen Maßen ungewohnt. Mittlerweile haben andere Hersteller aufgeholt: Bose hebt mit seinem bassreichen SoundLink Mini die Messlatte noch einmal an. Auch Denon mischt mit seinen Envayas den Markt auf.

Mitte 2012 folgte dann die größere Variante „Big Jambox“, die es mit anderen großen Boxen wie dem Bose SoundLink aufnehmen sollte. Ende 2013 wurde das Portfolio schließlich um die dritte Variante, die Mini Jambox, erweitert. In den vergangenen Monaten konnte ich bereits die beiden ersten Modelle unter die Lupe nehmen – nun bot sich mir die Möglichkeit die Mini Jambox ausführlich zu testen.

Ersteindruck

Am Slogan „Sound sah noch nie so gut aus“ könnte etwas dran sein. Mit dem glänzenden Aluminim-Look und den poppig-bunten Farbvarianten ist die kleine Box ein echter Hingucker. Nicht jedem wird das Design gefallen, doch eine Vielzahl an Nutzern fühlt sich angesprochen – die Popularität der Jamboxen bestätigt dies. Mir selbst gefällt das Design sehr gut. Die Klangleiste  hinterlässt einen robusten, stabilen Eindruck in der Hand und vermittelt ein Gefühl von Wertigkeit.

Besonders von der Größe bin ich angetan. Mit den Maßen eines Schokoriegels kann ich die Mini Jambox locker in meine Hosentasche stecken, ohne sie noch ständig zu bemerken. Das kann man von nur wenigen Bluetooth Lautsprechern behaupten: Der fast dreimal so schwere SoundLink Mini spielt hier in einer ganz anderen Liga und ich überlege mir beim Gang ins Freie sehr genau, ob ich ein zusätzliches Pfund mit mir herumschleppen möchte. Besonders für Vielreisende könnte die ultramobile Mini Jambox daher interessant sein.

Bedienoberfläche

Wie auch bei der mittleren Jambox reduziert Jawbone die Tasten auf ein Mindestmaß. An der Oberseite ragen die Tasten „leiser“, „lauter“ und „Play/Pause“ aus dem Gehäuse.

Am seitlichen Gummirand befinden sich der Anschaltknopf, ein Pairing Button sowie die beiden Anschlüsse Micro-USB und AUX. Ein Netzteil für das Laden an der Steckdose ist im Lieferumfang leider nicht enthalten.

Das sieht auf den ersten Blick nach wenigen Funktionen aus. Doch falsch gedacht! Mit Tastenkombinationen lässt sich so einiges anstellen. Beim zweimaligem Drücken der Play/Pause Taste springt man zum nächsten Titel. Dreimal drücken bringt einem zum vorherigen Lied. Anrufe lassen sich ebenfalls über diese Multifunktionstaste annehmen. Auch die Anschalttaste hat zwei Funktionen: Tippt man einmal kurz darauf, wird der aktuelle Akkustand angesagt. (Ist dieser unter 10 Prozent, blinkt die Taste rötlich.)

Sehr hilfreich ist der „Stille Modus“, der die englischen Sprachansagen deaktiviert. Anfangs mag die quasselnde Box ja ein nettes Gimmick sein, doch nach einigen Tagen kann das durchaus auf die Nerven gehen! Wer davon hingegen nicht genug kriegen kann, der kann sich über die Jawbone App verschiedene Stimmen diverser Sprachkünstler herunterladen. Mit der Zeit bietet der Hersteller auch weitere Funktionen als Download an.

jambox mini app

Pairing

Das Pairing gelingt wie bei allen Jamboxes mühelos. Lautsprecher anschalten, die Mini Jambox am Smartphone auswählen und koppeln. Schon steht die Verbindung.

Schön wäre eine Funktion zum gleichzeitigen Verbinden mit mehreren Endgeräten gewesen, wie es etwa der Denon Envaya Mini oder Bose SoundLink Colour anbieten. So können sich mehrere Nutzer einen Lautsprecher teilen und zwischen verschiedenen Smartphones hin und her schalten.

Praktisch: Die Mini Jambox unterstützt das kabellose Koppeln mit einer anderen Mini Jambox, auch „Multiplay“ genannt. Damit lässt sich eine kleine Stereo-Bühne schaffen. Preislich liegt man dann bereits im Preisbereich bis 200 Euro, wo zu erwägen wäre, ob man nicht lieber zu einem bassreichen Lautsprecher wie dem SoundLink Mini oder Denon Envaya greift.

Reichweite/Akkulaufzeit

Wunder sollte man von der Reichweite des kleinen Klangriegels nicht erwarten. Bereits nach einer dicken Steinwand bricht die Verbindung ab. Mal schnell im Nebenzimmer Musik hören geht somit nicht. Auf gerader Strecke kam ich im Test auf eine Bluetooth Reichweite von ca. 20 Metern. Spitzenreiter sind hier der Fugoo Sport (mehrere dutzend Meter) und der Envaya Mini (ca. 50 Meter).

Laut Hersteller reicht eine Akkuladung für eine Spielzeit von ca. 10 Stunden. Bei 25% Lautstärke kam ich in der Praxis auf einen Dauer von 9 Stunden – ein wirklich solider Wert für einen ultramobilen Lautsprecher. Der flache Lithium-Ionen-Akku befindet sich übrigens an der Rückwand des Lautsprechers und dient hier als Passiv-Schallabstahler.

Klangqualität

Die Frage, die sich wohl jeder Nutzer stellt, ist: „Wie gut kann ein Lautsprecher mit diesen kleinen Abmessungen denn überhaupt noch klingen?“.  Beim ersten Hören war ich positiv überrascht, wie viel Klang aus solch einem kleinen Lautsprecher heraus strömt. Die Höhen sind kristallklar. Trompeten Soli oder Klaviernoten klingen präzise und ausgewogen. Der Klang ist räumlich und hört sich trotz des Metallgehäuses nicht gedämpft an. Hier können auch die Logitech UE Mini Boom oder die Jabra Solemate Mini nicht mehr überzeugen.

Wie sieht es basstechnisch aus? Die tiefen Töne sind durchaus vorhanden, aber zurückhaltend und wenig druckvoll. Das ist natürlich dem winzigen Gehäuse zu verschulden. Doch in diesem kleinen Format gibt es derzeit kein Produkt, was druckvollere Bässe liefert. Die tiefen Töne des Jabra Solemate Mini sind zwar sehr ähnlich, reichen allerdings nicht so weit hinunter. Auch die UE Mini Boom kann nicht mit den kräftigsten Bässe punkten.

Über die Live-Audio Funktion lässt sich der Sound ein wenig “verbessern”. Dabei ertönen die Bässe ein wenig kräftiger und es wird ein kleiner Stereo-Effekt geschaffen. Das funktioniert prima, doch einen bahnbrechenden Unterschied macht das auch nicht. Denn so klingen spezielle Songs ein wenig unnatürlich und unausgeglichen.

Die Lautstärke der Mini Jambox ist weniger überzeugend. Andere Lautsprecher in diesem Segment spielen fast doppelt so laut. Leider verzerrt die Box bei hohen Lautstärken und es bilden sich teilweise unschöne Artefakte. Die Bässe sind dann so gut wie nicht mehr vorhanden. Klar, das Ziel der Mini Jambox soll nicht das Beschallen größerer Parties sein. Vielmehr wird die Minibox beim Spielen von Hintergrundmusik oder dem kleinen Beisammensein mit Freunden zum Einsatz kommen. Trotzdem hätte ich mir eine höhere Maximallautstärke gewünscht.

Für wen winzige Abmessungen nicht das Maß der Dinge sind, der bekommt für das gleiche Geld schon deutlich besseren Klang. Der Denon Envaya Mini etwa tönt deutlich erwachsener und findet einen Mittelweg zwischen den überbetonten Bässen des SoundLink Mini und den schwachbrüstigen Bässen der Mini Jambox. Auch der Sony SRS-X3 bietet ein sehr ausgewogenes Klangbild und kann mit kräftigen Tieftönen punkten. Über 100 Euro ist insbesondere der JBL Charge 2 zu empfehlen. Er ist einer der besten Bluetooth Lautsprecher am Markt für einen mehr als fairen Preis von ca. 125 Euro.

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