Sony SRS-X3: Souveräner Klang ohne Schwächen?

Beim Segment der Bluetooth Lautsprecher hinkte Sony lange Zeit hinterher. Hatten andere Hersteller wie Jawbone bereits 2010 die ersten Modelle auf den Markt gebracht, blieb das Portfolio von Sony leer. Mitte 2014 holte der japanische Hersteller dann das nach, was er so lange versäumt hatte: Er warf gleich fünf portable Lautsprecher auf den Markt – darunter auch der Sony SRS-X3. Laut diversen Online-Rezensionen macht der kleine Speaker seine Sache ganz gut – doch ob er auch den Platzhirschen SoundLink Mini und JBL Charge 2 das Wasser reichen kann? Wie schlägt sich die Box im direktem Vergleich zum Denon Envaya Mini?

All das wollte ich wissen und so ließ ich mir den X3 direkt nach Hause liefern. Über mehrere Tage hinweg konnte ich ihn mit der preislichen Konkurrenz, namentlich Bose SoundLink Colour, Denon Envaya Mini, JBL Charge 2, SoundLink Mini und Fugoo Sport, vergleichen. Dafür musste der Speaker seine Qualitäten hinsichtlich Klang, Bedienoberfläche, Reichweite und Akkulaufzeit Zur Schau stellen.

Ersteindruck

Der Sony X3 ist merkbar größer als der SoundLink Mini. In die Jackentasche passt er mit seinen Maßen nicht mal schnell hinein, das können die Mini Jambox oder der Denon Envaya Mini besser. Auch drückt er rund 100 Gramm mehr auf die Waage als der recht schwere SoundLink Mini.

Bei der Verarbeitung gibt es nichts zu meckern. Unsaubere Materialübergänge, Spalten oder Unreinheiten sind keine festzustellen.

Die weiche Gummioberfläche verleiht dem Gehäuse eine gewisse Robustheit und man hat das Gefühl, als würde der Lautsprecher auch den Transport im Rucksack mit anderen spitzen Gegenständen unbeschadet überstehen. Von so manch anderem Lautsprecher (man denke an die ungeschützten Seitenöffnungen des JBL Charge 2) kann man das nicht gerade behaupten. Auf der Kehrseite zieht das Gehäuse dadurch reichlich Staub an, wie auf den Testbildern zu sehen ist. Spritzwasser bzw. staubgeschützt wie manch anderer Lautsprecher in dieser Preisklasse ist der X3 laut Hersteller nicht, wobei die Tasten an der Oberseite bestens abgedichtet sind.

Insgesamt würde ich das Design als  minimalistisch, aber nicht hochwertig bezeichnen. Ein richtiges Premium-Feel wie beim gebürsteten Aluminium-Gehäuse des SoundLink Mini kommt nicht auf. Dafür steht der X3 mit seinen sechs gummierten Standfüßen im Gegensatz zu so manch anderem Speaker sehr zuverlässig.

Beim Zubehör verzichtet Sony auf große Schnöseleien – so ist neben dem Netzteil mit Adaptern noch ein Micro-USB-Kabel und eine Kurzanleitung im Lieferumfang enthalten. Ein Audiokabel oder eine kleine Stofftasche für den Transport findet man nicht. Diese ist im Online-Shop des Herstellers für ein zusätzliches Entgelt von etwas mehr als 20 Euro erhältlich.

Klangqualität

Online war viel Positives über den Klang des SRS-X3 zu lesen, so war ich gespannt, wie die Musik wohl aus dem Lautsprecher tönen würde. Auch wollte ich wissen, wie er sich im Vergleich zur Konkurrenz machen würde.

Beim ersten Hören war ich positiv überrascht, wie bassreich der Klang doch ist. Vor allem bei niedrigen Lautstärken ist der Klang genau richtig abgestimmt: Die Bässe werden auf ein gutes Level angehoben und die Höhen bleiben klar. Insgesamt würde ich den Klang in dieser Lautstärke dem SoundLink Mini vorziehen.

Ab ca. 70% der Maximallautstärke treten die Bässe dann allerdings schnell in den Hintergrund. Bei maximaler Lautstärke ist nicht mehr viel von den tiefen Tönen zu hören und die Höhen wirken stechend. Hier haben der SoundLink Mini sowie JBL Charge 2 ihre Vorteile: sie klingen auch noch bei hohen Pegeln bassreich und unangestrengt.

Besonders positiv ist die Tastache, dass der Klang nicht allzu gerichtet ist. So hört sich der Klang selbst von hinteren Hörwinkeln sehr klar und präzise an. Vom SoundLink Mini kann man das nicht behaupten. Das liegt daran, dass auch hinten eine Lautsprecheröffnung angebracht ist.

Mit der Option „Sound“ wird der Klang etwas breiter und ertönt in einer Art Stereounterteilung. Ich lasse die Funktion generell eingeschaltet.

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4.5 von 5 Sternen(86 Rezensionen)

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Bedienung

Der Sony X3 geizt nicht gerade mit Bedienelementen. Doch ist auch alles Wichtige mit an Bord? An der Oberseite findet man den Einschaltknopf, die Lautstärketasten, Pairingtaste sowie einen Knopf für die Annahme eingehender Anrufe. Will man den Speaker über ein Audiokabel mit einem Musik-Gerät verbinden, drückt man die „Audio In Taste“.

Das scheint auf den ersten Blick mehr als genug zu sein, doch die Musiksteuerung am Lautsprecher selbst lässt Sony komplett unter den Tisch fallen. Das heißt: Keine Taste zum pausieren/forstetzen der Musik, kein Springen zum nächsten bzw. vorherigen Titel, keine Stummschaltung. Auch mit Tastenkombinationen ist hier nichts zu machen.

Hier muss im Grunde jeder Nutzer selbst entscheiden, ob er diese Funktion auch wirklich braucht. Ich hielt die Funktion lange Zeit für ein unnötigen Humbug. Heute denke ich da etwas anders: Wenn ich mein Smartphone beim Arbeiten am Schreibtisch tief in der Hosentasche vergraben habe, der Lautsprecher aber direkt neben mir auf dem steht, so mache ich doch gerne von der Steuerung Gebrauch. Aber das sind Ansprüche auf hohem Niveau – im Grunde sollte die Steuerung am Smartphone für die meisten Leute ausreichen.

Gut gefällt mir, dass Sony auf nervige Sprachansagen verzichtet. Stattdessen helfen  kleine LED-Lämpchen bei der Benutzerführung. Diese leuchten beim Ladevorgang angenehm orange, bei erfolgreicher Ladung und Bluetooth-Kopplung hellgrün. Sehr schön! Das spart Strom und sorgt für ruhige Nerven. Wer Disko-ähnliche Lichteffekte wünscht, greift ohnehin zu Lautsprechern wie dem partytauglichen JBL Pulse. Wer auf eine Smartphone-Ladefunktion am Lautsprecher nicht verzichten kann, der sollte sich den JBL Charge 2 oder Denon Envaya näher ansehen.

Als Anschlüsse sind standardmäßig ein Micro-USB-Port sowie eine AUX-Buchse verbaut.

Pairing

In Sachen Pairing hätte ich mir ehrlich gesagt ein wenig mehr gewünscht. So gelingt die standardmäßige Kopplung von Lautsprecher und Smartphone zwar mühelos und auch eine NFC-Funktion ist mit an Bord.

Doch das war’s auch schon. So fehlt zum Beispiel eine Funktion zum gleichzeitigen Verbinden mehrerer Mobilgeräte. Das ist besonders bei kleineren Veranstaltungen mit Freunden oder Bekannten praktisch – denn so kann der Lautsprecher untereinander geteilt werden ohne jedes Mal den Pairing-Prozess von Neuem starten zu müssen.

Gefreut hätte mich auch, wenn sich zwei Sony X3 zu einem Stereo-System verbinden ließe. Das können mittlerweile selbst Lautsprecher ab 70 Euro.

Reichweite/Akku

Zum Test der Reichweite habe ich den Sony SRS-X3 mit ins Freie genommen. Hier kam ich auf eine Distanz von 30 Metern (gemessen in ca. 1-Meter-großen Schritten). Dann begann die Musik unschön zu stocken. Im Haus selbst spielte die Musik ohne Probleme durch eine dicke Steinwand hindurch – ich konnte mich also in die Küche und das Bad bewegen, ohne dass es zu dramatischen Unterbrechungen kam. Nur wenige tragbare Lautsprecher wie der Fugoo und Denon Envaya Mini liefern hier noch besserer Werte.

Die Akkulaufzeit ist ja immer so eine heikle Sache – teilweise schmilzt diese innerhalb weniger Stunden vor sich hin. Auf der Herstellerseite von Sony ist der Wert mit 7 Stunden Wiedergabezeit angegeben. Bei einem Drittel der Lautstärke kam ich im Test auf einen Wert von 6,5 Stunden. Das ist nicht sonderlich viel. Bei maximaler Lautstärke wird der Akku demnach keine drei Stunden durchhalten. Selbst der SoundLink Mini kann dies noch besser.

Was mich aber ärgert ist die Tatsache, dass der Sony X3 bei niedrigem Batterielevel die Lautstärke drosselt! Wenn die letzten Prozente erreicht sind, kann nur noch bis maximal 50% Lautstärke gehört werden. Solche Einschränkungen müssen einfach nicht sein. Wer mit dem Gedanken spielt, den X3 bei Parties einzusetzen, sollte sich über diese Tatsache bewusst sein.

Ebenfalls störend ist die lange Akkuladezeit (auch bei der kürzlich getesteten Solemate Max war das ein Problem). Mit fast 5 Stunden ist diese fast doppelt so hoch wie bei vergleichbaren Lautsprechern! Wenn man die tragbare Box also in wenigen Stunden zum Sport mitnehmen möchte, hat man bei spontaner Planung Pech gehabt. Positiv ist hingegen, dass man während des Ladevorgangs Musik hören kann.

Fazit

Mit dem SRS-X3 macht Sony vieles richtig. Das Gehäuse ist robust genug, um auch mit nach draußen genommen zu werden und sieht dabei noch schlicht und edel aus. Darüber hinaus sind zahlreiche Funktionen gegeben: NFC, Multipairing und eine Freisprechmöglichkeit. Auch der Klang kann überzeugen, wobei dieser mit der “Sound-Option” aktiviert noch räumlicher und klarer klingt. Insgesamt liefert Sony hier ein schöne Gesamtpaket, das für einen Preis um die hundert Euro sehr ansprechend ist.

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There are 6 comments

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  1. Sony SRS X3

    Ich selbst habe mir vor einiger Zeit die X3 in weiß angeschafft, jedoch wird bei mir nicht die Lautstärke synchronisiert. Vielleicht sollten ihren Artikel diesbezüglich korrigieren. Desweiteren kann ich die vergleichsweise schwache Bewertung bei “Design/Verarbeitung” nicht nachvollziehen, immer wird von Freunden das tolle Aussehen hervorgehoben.
    Die schwarze Variante mag zwar etwas langweilig aussehen, aber von der weißen und der schwarzen X3 kann man das wahrlich nicht behaupten. Zusätzlich vermittelt das hohe Gewicht einen wertigen Eindruck.
    Bezüglich der Verarbeitung konnte ich bisher bin ich äußerst zufrieden, Metall und Gummierung haben bisher noch keinen kleinsten Schaden, trotz rauer Behandelung meinerseits.
    Lediglich würde ich es bevorzugen, wenn die Knöpfe mit nicht “so soft” unter dem Gummi versteckt wären, sondern quadratische Plättchen mit besserem Druckpunkt den Lautsprecher regeln würden.
    Ansonsten stimme ich ihrem Beitrag zu (und Design kann man nur objektiv betrachten).

  2. Dennis

    Hallo,
    Sie schreiben, das während des Ladevorgangs nicht Musik gehört werden kann, das ist falsch. Der Lautsprecher zeigt es zwar nicht an, aber er lädt während er Musik spielt. Ich habe den Strom mit einen USB Monitor gemessen. Ansonsten bin ich mir Ihrem Test konform 😀

  3. Roman

    Hallo Philipp,

    danke für einen tollen Testbericht!

    Ich habe den SRS X3 seit einem Monat und bin immer noch begeistert!

    Leider ist Deine Anmerkung zur Akkulaufzeit falsch:

    “Dazu kommt, dass man während des Ladevorgangs keine Musik hören kann. Dies hätte man besser regeln können – andere Audio-Firmen wie Bose oder JBL bekommen es doch auch hin.”

    Auf der SONY Webseite lese ich: Bis zu 7 Stunden Akkulaufzeit -> Hier ist Fussnote 2 angegeben.

    Wenn man auf die Fussnote 2 klickt, sieht man:

    “Das Gerät kann auch während der Musikwiedergabe über den mitgelieferten USB-Adapter aufgeladen werden. (Die Ladeanzeige leuchtet nicht auf). Da die Ladezeit je nach Gebrauch variieren kann, empfehlen wir das Gerät auszuschalten, um einen möglichst kurzen Ladevorgang zu garantieren.”

    • Philipp

      Hallo Roman, danke für die Info. Hier ist mir wohl ein kleiner Fehler unterlaufen. Habe es eben noch einmal selbst ausprobiert, und man kann in der Tat während dem Ladevorgang Musik hören. Gruß

  4. Andi

    Nach dem ich deinen Bericht gelesen habe, habe ich den SRS-X3 noch mal mit meinen beiden anderen, JBL Charge 2 und Creative Roar, verglichen um zu entscheiden, welchen ich in meinen Novemberurlaub mitnehme.
    Irgendwie hat der X3 was. Er ist kann zwar nicht ganz so laut wie der Roar, der Bass ist nicht ganz so knackig wie beim Charge 2. Aber mit aktiviertem “Sound” (Stereo Soround) klingt der kleine echt toll. Schöne, luftige Höhen, gute, nicht zu aufdringliche Tiefen bis 2/3 Lautstärke, was für ein Pensionszimmer voll ausreicht, toller Stereo-Effekt bei aktiviertem “Sound” und nicht ganz so stark gerichtete Höhen wie beim Roar.
    Der X3 macht mir die Entscheidung wirklich schwer ^^

    Fazit: Ein tolles Gerät.


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